Die Möwen von Fehmarn

Kampf um den Südstrand (Bd. 2)


Buchcover: Andrea Baitz (www.andrea-baitz.de)

Lektorat: Cara Rogaschewski (www.wortverzierer.de)

Korrektorat: Smilla Felgemacher (www.wortverzierer.de)


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Alte Bekannte, neue Freunde und ein mörderisches Abenteuer,

in dem unsere Möwen um ihren Südstrand auf Fehmarn kämpfen.

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Die junge Silbermöwe Fiete und die kleine Lachmöwe Pit sind gerade dabei am Südstrand von Fehmarn einem Strandläufer die Brötchentüte von Börke zu stehlen, was diesem natürlich gar nicht gefällt. Aber Fiete und Pit wenden dabei die Flugformation das Doppelte Lottchen an und attackieren ihn erfolgreich von beiden Seiten. Notgedrungen gibt der Strandläufer seine Brötchen frei und greift Fiete an. Kann die junge Silbermöwe sich vor dem Strandläufer retten?

Aber oh, oh. Was ist da los? Warum will die kleine Zwermöwe Haui plötzlich über seinen Freund die Silbermöwe Mattis lästern? Sind die Wilden etwa zerstritten? Da hilft nur, den Schnabel zusammenbeißen und sich dem Sturm stellen, der mit ordentlichen Windböen auf die Möwen zukommt.

Die kleine Lachmöwe Pit von den Wilden diskutiert mit der Hybridin Alina von den Seidenfedern ... Das liebste Spiel unserer Möwen ist und bleibt Mensch ärgere dich. Sie lieben es, den Strandläufern das Essen zu stibitzen. Aber das ist nicht ihr einziger Zeitvertreib. In Band 2 tauchen wir tiefer in die Welt unserer Möwen ein, denn es kommt Besuch aus dem Süden. DA muss ein ganz besonderes Spiel her, um diese Ankunft zu feiern. Ein Spiel, dass die Wilden und die Seidenfedern an ihre Grenzen bringt.

Huch? Was sind denn das für neue Töne am Südstrand? Sich nicht provozieren lassen? Der Klügere gibt nach? Wer hat denn da zu viel Sonne abbekommen, bitte? Die Wilden sind es gewohnt, ihre Köpfe in weiches Gefieder zu rammen. Jetzt sollen sie die andere Wange hinhalten und nichts tun? Ob das gut geht?

Kriminalhauptkommissar Henk von der SAR ist mal wieder außer sich. Die Wilden stören nicht nur die Strandläufer am Südstrand und gefährden den Tourismus - Nein! Sie mischen sich auch in seinen Mordfall ein und treiben ihn mal wieder zur Weißglut. Ob das gut geht?


Leseprobe

~Mattis~

IN GUTEN WIE IN SCHLECHTEN ZEITEN

- Appartementhaus Strandburg. Südstrand -

 

Der Strandläufer schrie, als ginge es um Leben und Tod. Seine Finger krallten sich in das orange-weiße Papier der Brötchentüte, mit der freien Hand schlug der Mann nach Pit und Fiete. Die beiden Möwen attackierten ihn gleichzeitig von zwei Seiten, flatterten wild mit den Flügeln, während sie ihn wie Wirbelwinde umkreisten und taktisch verwirrten.

Mattis hockte hinter einem Hagebuttenstrauch auf der Düne, die an die Promenade grenzte. Er wusste, dass das Doppelte Lottchen stets zum Ziel führte. Die frischen, weichen Brötchen würden gleich den Wilden gehören, trotzdem bangte er um die Unversehrtheit seiner Freunde.

Je länger Mattis das Mensch ärgere dich vor dem Appartementhaus Strandburg verfolgte, desto mehr wuchs sein Mitleid mit dem Strandläufer; die Wangen puterrot, der zornige Mund empört aufgerissen, Spucke flog in weitem Bogen daraus hervor. Er war Pit und Fiete restlos ausgeliefert. Sie hatten das Doppelte Lottchen vom alten Jupp derart perfektioniert, dass die Hand des Mannes immer in die Luft griff anstatt ihre Federn und Schnäbel zu packen. Diese Mittagsbrötchen der Bäckerei Börke würden seine Familie nicht mehr erreichen.

Für eine bessere Sicht auf die Promenade schob Mattis einen dornigen Zweig aus dem Weg. Ein paar Schwalben, sie trugen elegante Gefieder, als würden sie auf einen Ball gehen wollen, hüpften auf den Geländern der Balkone herum. Das Schauspiel vor ihnen würdigten sie mit lautem Gepfeife. Ihnen gegenüber auf der Silberlinde saß Berti wie ein übermütiger Jungvogel. Seine aufgeschwemmte Leibesmitte wackelte, während er jubelnd die schwarzen Flügel ausbreitete. Seinen hellgelben Schnabel mit rotem Gonysfleck öffnete er ebenso weit wie der Strandläufer den wütenden Mund.

Anders als Berti verfolgte Haui neben der Mantelmöwe das Geschehen, als sähe er einer erbitterten Schlacht zu. Den rötlichbraunen Schnabel zusammengepresst, mit seinem linken (dem guten) Auge verfolgte er Fiete und Pit ähnlich einem Greifvogel kurz vor dem Angriff.

Die Zwergmöwe derart aufgewühlt und grantig zu sehen, versetzte Mattis einen Stich in die gefiederte Brust. So sehr er es sich auch wünschte, er war nicht in der Lage, Hauis schlechte Laune zu ändern.

»Vorsicht, Kleiner!«, krächzte Berti, wobei er aufgeregt mit den Flügeln wedelte. »Pit, mehr nach links. Achtung! Schnapp dir die Tüte! Schnapp dir die verdammte Tüte!«

Gesagt, getan.

Langfeder Pit grub den roten Schnabel in die Brötchentüte, warf den schwarzbraunen Kopf ruckartig zurück, zerrte am Papier und schwang die hellgrauen Flügel, um an Höhe zu gewinnen. Fiete flog dem Strandläufer ins unrasierte Gesicht, das mittlerweile wie eine Straßenlaterne glühte. Mit beiden graubraunen Flügeln schlug er dem Brötchenhalter gekonnt auf die Wangen.

Links, rechts, links, rechts, wieder und wieder.

Mattis biss den Schnabel zusammen, betete zum großen Njörd, dass Fiete nichts geschah.

Wie ein tollwütig gewordener Bär brüllte der Strandläufer, notgedrungen gab er die Tüte frei und schnappte nach der jungen Silbermöwe. Um eine Feder hätte er Fiete beinahe geschnappt. Er entwischte jedoch den gierigen Händen des Mannes und stieg in die Höhe, während Pit die Brötchen kaperte. Nur mit Mühe hielt er die schwere Papiertüte im Schnabel. Je länger Mattis seinem Freund bei dem Brötchentütentanz zusah, desto mehr drohte sein Herz aus dem Gefieder zu springen.

Der Strandläufer packte nach Pit, hatte ihn fast erwischt, da sank die kleine Lachmöwe mit der Beute geschwind in Deckung. Pit setzte auf den warmen Steinen der Promenade auf, nur um sich kraftvoll abzustoßen und davonzufliegen.

Hörbar atmete Mattis auf.

Unversehrt folgte Pit der jungen Silbermöwe über das rote Dach der Strandburg in Richtung Parkplatz, um die Brötchen auf ihrem Schlafast auf der alten Eiche zu deponieren.

Was für ein Schaukampf. Ein Mensch ärgere dich wie Mattis es lange nicht mehr gesehen hatte. Selbst auf der überfüllten Promenade hatte es sich gestaut. Mit ihren Smartphones und gaffenden Blicken standen die Strandläufer beieinander, staunten, lachten, zeigten mit Fingern.

Vor sich hin zeternd stapfte der Beraubte zurück in die Bäckerei. Bei diesem Anblick sackte selbst Berti wie ein Häufchen Federn auf dem Ast zusammen.

»Das war knapp.« Die Mantelmöwe schnaufte, als wäre sie selbst beim Doppelten Lottchen mitgeflogen. »Hast du das gesehen, Haui? Unsere Langfeder und den Kleinen kann niemand aufhalten.«

Was Haui aus dem zusammengebissenen Schnabel hervorstieß, bekam Mattis nicht mit. Es konnte jedoch nichts Gutes sein, so wie Bertis weißes Gesicht sich verfinsterte. Die Mantelmöwe baute sich vor der kleinen Zwergmöwe auf, als gäbe es gleich einen deftigen Zweikampf.

»Wiederhole das, wenn du dich traust!«

 

Haui schwieg. Ein Schweigen, bei dem Mattis mit jedem Augenblick regelrecht zusammenschrumpfte, denn er ahnte, was in seinem Freund vorging. Auf einmal kam ihm sein Hagebuttenstrauch wie ein stacheliges Gefängnis vor. Äste als Gitter, Dornen für die spitzen Schnäbel der Wärter, die ihn gnadenlos triezten. Ein dunkler, kalter Ort auf der Düne, obwohl die Mittagssonne am wolkenfreien Himmel über ihm brannte.


Der erste Band

Die Möwen von Fehmarn: Mord am Südstrand