Das Inselkaufhaus

Gegen jede Bö

Erscheinungsdatum: 15.01.2025



Liebe, Intrigen & Ostseefeeling

»Eine Witt bewahrt Contenance.«

Imke Witt lebt für ihre beiden Kinder, ihre Familie und ihr 
Burgcafé im luxuriösen Inselkaufhaus. Sich selbst stellt sie hintenan, seit ihr Mann vor knapp zwei Jahren auf tragische Weise verunglückt ist. Mit Routinen und einem starken Willen hält sie sich geradeso über Wasser. Nach außen trägt sie eine eiserne Mir-geht-es-gut-Maske. Zum Glück gibt es ihren Konditor Eddie, der ihr in jeder Lebenslage zur Seite steht. Doch eines Morgens entscheidet Eddie sich für einen Schritt, bei dem Imkes blank poliertes Glashaus einreißt und sie sich fragen muss, was sie selbst vom Leben möchte.


Leseprobe

Imke schob die sauberen Kaffeekannen zurück in den Automaten. Die Anstrengung des Tages hämmerte ihr zwischen den Schläfen. Sie rieb über ihre Stirn, gähnte. Zwei, drei letzte Handgriffe und rasch die Kasse gezählt, dann war der Arbeitstag im Burgcafé vorbei. Mit müden Augen schaute sie auf ihre tägliche To-do-Liste im Handy. Heute war Chloés freier Abend und sie hatte Madita und Nils für sich.

Eddie kam durch die Schwingtür der Küche hinter dem Tresen. Seine schwarze Schürze, auf der Weltbester Zuckerbäcker stand, zierten Mehlflecke. Dennoch raubte seine Fröhlichkeit ihr den Atem. Wenn die kleinen Fältchen sich unter seinen dunklen Augen dehnten und er die Lippen zu einem Schmunzeln verzog, verflogen ihre Sorgen kurz. Selbst nach einem langen Arbeitstag wie diesem.

Sie tat, als müsste sie den frisch geputzten Tresen abermals mit einem Lappen wischen, damit sie ihn nicht zu lange anstarrte. In letzter Zeit fiel es ihr schwer, in seiner Nähe besonnen zu bleiben und sich auf ihre Aufgaben zu fokussieren.

»Brauchst du Hilfe beim Geldzählen? In der Küche bin ich fertig. Bo ist gegangen.« Eddie nahm seine Bäckermütze ab und offenbarte plattgedrückte schwarze Locken, die seiner charmanten Miene etwas Verwegenes verliehen.

Bei dem auffordernden Blick, den er ihr zuwarf, bekam sie weiche Knie und hielt inne. Sie wehrte sich gegen die aufsteigenden Schmetterlinge in ihrem Bauch, versagte jedoch kläglich. Eddie Berger hatte sich seit geraumer Zeit in ihrem Herzen festgesetzt und brachte ihren Puls zum Rasen. Jedes verdammte Mal, wenn er sich ihr näherte.

Genau wie in diesem Moment.

Er legte die Mütze beiseite. Sein verlockend frischer Duft umfing sie, als er ihr gegenüberstand. Sie schloss die Finger um den Lappen und wünschte sich, sie wären nicht allein.

»Oh«, hauchte sie, wobei sie händeringend nach einer Ausrede suchte. »Nicht nötig. Du hast dir deinen Feierabend verdient. Es war ein langer Tag.«

»Ich kann bleiben, wenn du willst.« Er strich ihr eine kinnlange, kastanienbraune Haarsträhne hinter das Ohr.

Imke hielt den Atem an. Die Wärme seiner Hand griff auf ihre Wangen über.

»Oh, du … musst dich nicht um mich …« Sie schluckte. Sein intensiver Blick verschaffte ihr eine wohlige Gänsehaut. Wenn sie ihm länger gegenüberstand und weiter wie ein Schulmädchen stammelte, hielt er sie für eine Idiotin. »Ich meinte, du musst dich nicht um das Café kümmern. Den Rest schaffe ich allein.«

Eddie nahm ihr den Lappen aus der Hand und legte die Finger um ihre. »Vielleicht möchte ich mich um dich kümmern.«

Mit flatterndem Herzen verfolgte sie, wie sanft er über ihre Haut strich. Ihr Verstand riet ihr, schnell nach Hause zu eilen. Tausend Gründe rasten durch ihren Kopf, weshalb sie fliehen sollte. Sie war sein Boss, er ihr Angestellter. Sie hatte sich geschworen, diese Grenze nicht zu überschreiten. Er war zu einer wichtigen Konstante auf dem wackeligen Gerüst geworden, das sie in den letzten zwei Jahren nach Olivers Tod aufgebaut hatte.

Ihr Herz jedoch drängte sie bei seinem Lächeln näher in seine Richtung. Entschlossen verharrte sie auf der Stelle, während er mit der anderen Hand über ihre Wange strich und ein Kribbeln in ihrem Körper entfachte, bei dem sie erschauderte. 

Panik stieg in Imke auf, gepaart mit einer süßen Vorfreude. Was hatte er vor? Wieso jetzt? Unruhig blickte sie umher. Zum Glück hatte das Inselkaufhaus an Sonntagen außerhalb der Saison nach der Bäderregelung geschlossen. Niemand beobachtete sie.